Gemeinsam für Mensch und Natur in Madagaskar

Vor Abschluss meiner Forschung wussten wir wenig bis nichts über den Populationsstatus der Fossa (Cryptoprocta ferox) – dem größten Raubtier Madagaskars. Da die Fossa potenziell in allen (noch) bewaldeten Gebieten Madagaskars vorkommt, ging man bislang davon aus, dass sie noch große Zahlen erreicht und im Gegensatz zu vielen anderen Arten auf der Insel nicht vom Aussterben bedroht ist. Tatsächlich ist die Situation jedoch viel dramatischer als bislang angenommen. Wie sich während meiner Arbeit mit den Tieren in Madagaskar herausstellte, ist die Fossa unmittelbar bedroht durch Lebensraumverlust, kleine Teilpopulationen mit Inzucht und hoher Mortalität, Konkurrenz mit verwilderten Hunden und Katzen sowie direkte Verfolgung und Tötung durch den Menschen.

    

 


Zwischen den Bewohnern in an den Wald angrenzenden Dörfern und den Fossas besteht ein klassischer Mensch-Raubtier-Konflikt. Die Raubtiere sind durch die Zerstörung ihres Lebensraums immer häufiger gezwungen, vom Wald in die Dörfer vorzudringen, um dort Haustiere zu reißen, wodurch die Menschen angreifende Fossas töten müssen, um ihre Haustiere und damit ihre wertvolle Nahrungs-grundlage zu verteidigen. Durch ein Pilotprojekt, das ich im Jahr 2010 mit finanzieller Unterstützung des Zoo Duisburg und tatkräftiger Unterstützung von Moritz Rahlfs und dem vor Ort tätigen Durrell Wildlife Conservation Trust initiierte, konnten wir nachweisen, dass jedes Jahr so viele Fossas in den Dörfern zu Tode kommen, dass die bislang zahlenstärkste Population der Insel inzwischen vom Aussterben bedroht ist.


Hinter dieser dramatischen Entwicklung verbirgt sich ein noch viel größeres Drama – die Zerstörung des Waldes durch Brandrodung, wodurch die Bewohner umliegender Dörfer ihre Nahrungs- und Süßwasserquelle und damit ihre eigene Lebensgrundlage zerstören. Dies ist ein Madagaskar-weites Problem. Die Insel hat mittlerweile 90% ihrer Waldfläche aufgrund von Brandrodung für den Ackerbau verloren. Dies hat nicht nur weitreichende Konsequenzen für die Tier‐ und Pflanzenwelt, sondern auch für die Bevölkerung und nachfolgende Generationen. Deshalb arbeite ich zusammen mit Moritz Rahlfs, Matthias Markolf von Chances for Nature und Dr. Jochen Reiter und Dr. Sandra Langer vom Zoo Duisburg, um an der Wurzel der Probleme in Madagaskar zu arbeiten und die lokale Bevölkerung für ihre Umwelt zu sensibilisieren und nachhaltige Alternativen zum traditionellen Ackerbau und der Holzkohlegewinnung (den Ursachen der Brandrodung) zu vermitteln.

Die NGO Chances for Nature setzt dafür so geniale Ideen wie ein transportables fahrradbetriebenes Kino, mit dem auch in entlegenen Gebieten ohne Elektrizität umweltbildende Filme vorgeführt werden können. Mit Hilfe dieses mobilen Umweltkinos wird in vielen Dörfern ein Film gezeigt, den Chances for Nature mit Madagassen in deren Landessprache (Malagasy) produziert hat – also einen Film von Madagassen für Madagassen, der allgemeinverständlich über ökologische Zusammenhänge, die Risiken der Umweltzerstörung und nachhaltige Alternativen aufklärt! Eine dieser Alternativen sind etwa ökologische Öfen, die in Madagaskar Fatana mitsitsy genannt werden. Diese Öfen speichern Wärme besser für kühle Nächte und brauchen etwa 60% weniger Brennmaterial - ein großer Schritt in Richtung nachhaltige Ressourcennutzung also. Für die Verbreitung der ökologischen Öfen führt Chances for Nature neben den Filmvorführungen auch Workshops durch.


Diesen Teil organisiert unsere madagassische Projektleiterin Domoina Rabarivelo zusammen mit einer Expertin mit jahrelanger Erfahrung in der Herstellung der Öfen. Die Teilnahme ist, auch dank der hier eingeworbenen Spenden, kostenlos und Männer wie Frauen werden für eine Teilnahme geworben. Zudem stellt Chances for Nature die benötigten Materialien wie Werkzeuge, damit das Gelernte auch im Anschluss an den Workshop umgesetzt werden kann.

Und die Fossa? Die Fossa ist auch direkt Teil unseres gemeinsamen Projekts. Zum Beispiel entwickelte ich mit einer Künstlerin eine Bildergeschichte unter dem Titel „Wächter des Waldes“, die den Menschen (Kindern und Erwachsenen) ein positives Bild über diese Tierart vermittelt. Diese Geschichte wird inzwischen auch über das mobile Kino erzählt. Gerne können Sie unsere Bildergeschichte in Posterform bei uns erwerben. Nehmen Sie dazu gerne Kontakt mit uns auf.

Um Fossas noch direkter vor Ort zu schützen, bauten wir überdies im Jahr 2011 mehrere Fossa-sichere Hühnerställe in zwei Dörfern. Aktuell arbeitet unsere engagierte Mitarbeiterin Domoina Rabarivelo an schonenden Methoden zur Vergrämung von Fossas, um die Tiere von Anfang an von den Dörfern fernzuhalten. Domoina forscht dazu im Rahmen ihrer Doktorarbeit. Auch Samuel Merson von der Universität Oxford unterstützt uns mit seinen Kamerafallen-Studien, um mehr über die Entwicklung der Fossa-Population in ausgewählten Wäldern Madagaskars zu erfahren. Langfristig möchten wir uns gemeinsam für eine Änderung des Gefährdungsstatus der Fossa in der Roten Liste der IUCN von derzeit Vulnerable (Gefährdet) auf eine echte Bedrohungsstufe einsetzen und so mehr Schutzaktivitäten zu ins Rollen zu bringen.


Mit unserem gemeinsamen Engagement möchten wir einen aktiven Beitrag zum Schutz der einmaligen Natur Madagaskars leisten. Dabei sind wir für unsere madagassische Mitarbeiterin Domoina Rabarivelo und die Logistik vor Ort auf Spenden angewiesen. Wir danken dem Zoo Duisburg, der Bingo Umweltstiftung und den vielen, vielen privaten Spendern (darunter der  Förderverein des Zoo Duisburg und die Baumfreunde Frankfurt (Oder)) für Ihre großzügige Unterstützung!! Wenn auch Sie uns durch Ihre Mitarbeit oder eine Spende unterstützen möchten, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, spenden Sie direkt unter dem Stichwort Fossa-Projekt an Chances for Nature oder unterstützen Sie Chances for Nature mit jedem Online-Einkauf ohne zusätzliche Kosten über boost-project.com!